Glaukom

Glaukom

Was ist Glaukom? Die wichtigsten Fakten zum Grünen Star

Das Glaukom, im Volksmund auch Grüner Star genannt, ist eine der häufigsten Ursachen für Erblindung weltweit. In Deutschland sind etwa 980.000 Menschen über 40 Jahre von dieser tückischen Augenerkrankung betroffen – das entspricht 2,1% der Bevölkerung in dieser Altersgruppe. Besonders heimtückisch: Das Glaukom entwickelt sich meist unbemerkt und ohne Schmerzen, weshalb es oft erst spät erkannt wird.

Bei einem Glaukom wird der Sehnerv (Nervus opticus) geschädigt, meist durch einen zu hohen Augeninnendruck. Der Sehnerv ist die Verbindung zwischen Auge und Gehirn und überträgt alle visuellen Informationen. Wird er beschädigt, entstehen zunächst unbemerkte Ausfälle im Gesichtsfeld, die sich langsam ausbreiten und unbehandelt zur Erblindung führen können.

Arten des Glaukoms: Verschiedene Formen der Erkrankung

Primäres Offenwinkelglaukom

Das primäre Offenwinkelglaukom ist mit über 90% die häufigste Form. Hier ist der Abflusswinkel für das Kammerwasser zwar offen, aber der Abflusswiderstand erhöht. Dies führt zu einem langsamen Anstieg des Augeninnendrucks und schleichender Sehnervschädigung.

Engwinkelglaukom (Winkelblockglaukom)

Beim Engwinkelglaukom ist der Abflusswinkel verengt oder blockiert. Dies kann zu einem akuten Glaukomanfall mit plötzlich stark erhöhtem Augeninnendruck führen – ein ophthalmologischer Notfall, der sofortiger Behandlung bedarf.

Sekundäres Glaukom

Sekundäre Glaukome entstehen als Folge anderer Augenerkrankungen, Verletzungen oder Medikamente. Häufige Ursachen sind:

  • Entzündungen im Auge (Uveitis)
  • Netzhauterkrankungen
  • Augenverletzungen
  • Langzeitige Kortisonbehandlung

Normaldruckglaukom

Beim Normaldruckglaukom liegt der Augeninnendruck im normalen Bereich, dennoch wird der Sehnerv geschädigt. Diese Form macht etwa 30% aller Glaukome aus und ist besonders schwer zu erkennen.

Glaukom Symptome: Warnzeichen rechtzeitig erkennen

Die Symptome des Glaukoms sind in der Frühphase kaum wahrnehmbar, was die Erkrankung so gefährlich macht:

Frühe Anzeichen:

  • Gesichtsfeldausfälle (zunächst nur in der Peripherie)
  • Leichte Sehverschlechterung bei Dämmerung
  • Gelegentliche Kopfschmerzen
  • Regenbogenringe um Lichtquellen (besonders bei Engwinkelglaukom)

Fortgeschrittene Symptome:

  • Deutliche Gesichtsfeldeinschränkungen
  • Tunnelblick (zentrales Sehen bleibt lange erhalten)
  • Sehschärfenverlust
  • Bei akutem Winkelblockglaukom: starke Augenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen

Risikofaktoren für Glaukom: Wer ist besonders gefährdet?

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Alter: Das Risiko steigt ab dem 40. Lebensjahr deutlich an
  • Familiengeschichte: Genetische Veranlagung erhöht das Risiko um das 4-6fache
  • Ethnische Zugehörigkeit: Menschen afrikanischer Abstammung haben höheres Risiko
  • Anatomische Faktoren: Kleine Augen, dünne Hornhaut

Beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Hoher Augeninnendruck (wichtigster Risikofaktor)
  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Schwere Kurzsichtigkeit (Myopie)
  • Langzeitige Kortisonbehandlung

Glaukom Diagnose: Moderne Untersuchungsmethoden

Augeninnendruckmessung (Tonometrie)

Die Tonometrie ist die wichtigste Basisuntersuchung. Normal sind Werte zwischen 10-21 mmHg. Bei Verdacht auf Glaukom werden Tagesdruckprofile erstellt, da der Augeninnendruck im Tagesverlauf schwankt.

Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie)

Die Perimetrie erkennt Gesichtsfeldausfälle sehr genau. Moderne computergestützte Verfahren wie die SITA-Perimetrie können kleinste Defekte aufspüren, lange bevor sie vom Patienten bemerkt werden.

Optische Kohärenztomographie (OCT)

Die OCT-Untersuchung macht Sehnervenfasern sichtbar und kann deren Dicke präzise messen. So lassen sich bereits frühe Schädigungen erkennen, bevor Gesichtsfeldausfälle auftreten.

Gonioskopie

Bei der Gonioskopie wird der Kammerwinkel mit einem speziellen Kontaktglas untersucht, um die Glaukom-Art zu bestimmen und die optimale Behandlung zu planen.

Fundusskopie

Die Sehnervbeurteilung am Augenhintergrund zeigt charakteristische Veränderungen wie eine vergrößerte Papillenexkavation beim Glaukom.

Glaukom Behandlung: Moderne Therapiemöglichkeiten

Medikamentöse Behandlung

Augentropfen sind meist die erste Behandlungsoption. Verschiedene Wirkstoffklassen stehen zur Verfügung:

Prostaglandin-Analoga:

  • Senken den Augeninnendruck um 25-30%
  • Einmal tägliche Anwendung
  • Sehr gut verträglich

Beta-Blocker:

  • Bewährte Wirkstoffgruppe
  • Zweimal tägliche Anwendung
  • Nicht bei Herzerkrankungen geeignet

Alpha-Agonisten:

  • Zusätzliche Neuroprotektion
  • Bei Unverträglichkeit anderer Präparate

Karboanhydrasehemmer:

  • Als Tropfen oder Tabletten
  • Bei unzureichender Drucksenkung durch andere Medikamente

Laserbehandlung

Selektive Laser-Trabekuloplastik (SLT) ist eine schonende Laserbehandlung, die als Erstlinientherapie oder bei unzureichender medikamentöser Behandlung eingesetzt wird. Der Eingriff:

  • Dauert nur wenige Minuten
  • Ist praktisch schmerzfrei
  • Kann wiederholt werden
  • Senkt den Augeninnendruck um 20-30%

Operative Behandlung

Wenn Medikamente und Laser nicht ausreichen, kommen operative Verfahren zum Einsatz:

Trabekulektomie:

  • „Goldstandard“ der Glaukomchirurgie
  • Schafft neuen Abflussweg für Kammerwasser
  • Langzeitig wirksam

MIGS-Verfahren (Minimal-invasive Glaukomchirurgie):

  • iStent: Mikroskopisch kleiner Bypass
  • XEN-Gel-Stent: Biokompatibles Drainageimplantat
  • Canaloplasty: Aufweitung des natürlichen Abflusswegs

Glaukom Vorsorge: Früherkennung rettet das Augenlicht

Vorsorgeuntersuchungen

Regelmäßige Augenuntersuchungen sind der beste Schutz vor Glaukom:

Ab 40 Jahren: Alle 2-3 Jahre Ab 60 Jahren: Jährlich Bei Risikofaktoren: Individuell angepasste Intervalle

Was umfasst die Glaukom-Vorsorge?

  • Augeninnendruckmessung
  • Sehnervbeurteilung
  • Gesichtsfelduntersuchung (bei Auffälligkeiten)
  • OCT-Untersuchung (empfohlen)

Leben mit Glaukom: Prognose und Alltag

Prognose bei frühzeitiger Behandlung

Bei rechtzeitiger Diagnose und konsequenter Behandlung können über 90% der Glaukom-Patienten ihr Sehvermögen erhalten. Wichtig ist:

  • Regelmäßige Kontrolltermine einhalten
  • Medikamente zuverlässig anwenden
  • Lebensstiländerungen umsetzen

Praktische Tipps für den Alltag

  • Augentropfen immer zur gleichen Zeit anwenden
  • Medikamentenplan führen
  • Bei Nebenwirkungen sofort den Augenarzt kontaktieren
  • Sport ist erlaubt, extreme Belastungen vermeiden
  • Entspannungstechniken zur Stressreduktion

Häufige Fragen zum Glaukom

Ist Glaukom vererbbar?

Ja, die genetische Veranlagung spielt eine wichtige Rolle. Verwandte ersten Grades haben ein 4-6fach erhöhtes Risiko und sollten regelmäßig zur Vorsorge.

Kann man Glaukom heilen?

Glaukom ist nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar. Einmal entstandene Schäden sind irreversibel, weitere Schädigungen lassen sich jedoch meist verhindern.

Welche Rolle spielt die Ernährung?

Eine ausgewogene Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und wenig Koffein kann unterstützend wirken. Wichtiger sind jedoch die augenärztliche Behandlung und regelmäßige Kontrollen.

Führt Glaukom immer zur Erblindung?

Nein, bei frühzeitiger Erkennung und konsequenter Behandlung bleibt das Sehvermögen in den meisten Fällen erhalten. Unbehandelt führt Glaukom jedoch unweigerlich zur Erblindung.

Moderne Glaukom-Forschung: Neue Hoffnung für Patienten

Neuroprotektive Therapien

Forscher entwickeln Medikamente, die den Sehnerv direkt schützen, unabhängig vom Augeninnendruck. Diese könnten besonders beim Normaldruckglaukom wirksam sein.

Stammzelltherapie

Stammzellbehandlungen zur Regeneration geschädigter Sehnervenfasern befinden sich in der Entwicklung und bieten Hoffnung für die Zukunft.

Künstliche Intelligenz in der Diagnostik

KI-gestützte Verfahren können Glaukom-Veränderungen noch früher und präziser erkennen als bisherige Methoden.

Wann sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen?

Sofort bei:

  • Plötzlichen starken Augenschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen in Verbindung mit Augenproblemen
  • Plötzlicher Sehverschlechterung
  • Bunten Ringen um Lichtquellen

Zur Vorsorge bei:

  • Alter über 40 Jahre
  • Glaukom in der Familie
  • Diabetes oder Bluthochdruck
  • Starker Kurzsichtigkeit

Fazit: Glaukom erfolgreich vorbeugen und behandeln

Das Glaukom ist eine ernste Augenerkrankung, die unbehandelt zur Erblindung führt. Dank moderner Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten lässt sich das Sehvermögen jedoch in den allermeisten Fällen erhalten. Der Schlüssel liegt in der Früherkennung durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und der konsequenten Behandlung durch erfahrene Augenärzte.

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