Hämatom

Hämatom

Was ist ein Hämatom? Definition und Grundlagen

Ein Hämatom, umgangssprachlich auch als Bluterguss oder „blauer Fleck“ bezeichnet, ist eine Ansammlung von Blut außerhalb der Blutgefäße im Gewebe. Im Bereich der Augenheilkunde spielen Hämatome eine besondere Rolle, da sie sowohl die empfindliche Augenregion als auch die Sehfunktion beeinträchtigen können. Das Wort „Hämatom“ stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus „haima“ (Blut) und „oma“ (Geschwulst) zusammen.

Bei einem Hämatom kommt es durch die Verletzung von Blutgefäßen zum Austritt von Blut in das umgebende Gewebe. Die charakteristische Verfärbung entsteht durch den Abbau der roten Blutkörperchen und des enthaltenen Hämoglobins. Während der Heilung durchläuft ein Hämatom verschiedene Farbstadien: von zunächst rot-violett über blau-schwarz bis hin zu grün-gelb, bevor es vollständig verschwindet.

Arten von Hämatomen im Augenbereich

Periorbitales Hämatom (Veilchenauge)

Das periorbitale Hämatom, auch als „Veilchenauge“ oder „Blutauge“ bekannt, ist die häufigste Form des Hämatoms im Augenbereich. Es betrifft das Gewebe rund um das Auge, einschließlich der Augenlider und der Augenbrauen. Diese Art von Hämatom entsteht meist durch stumpfe Gewalteinwirkung auf die Augenregion.

Subkonjunktivales Hämatom

Ein subkonjunktivales Hämatom bezeichnet eine Blutung unter der Bindehaut (Konjunktiva) des Auges. Diese Art von Hämatom erscheint als leuchtend rote Verfärbung auf dem Augenweiß und kann sehr beunruhigend aussehen, ist aber meist harmlos.

Retrobulbäres Hämatom

Das retrobulbäre Hämatom ist eine schwerwiegendere Form, bei der sich Blut hinter dem Augapfel ansammelt. Diese Art von Hämatom kann zu erhöhtem Augendruck führen und stellt einen augenärztlichen Notfall dar.

Orbitales Hämatom

Ein orbitales Hämatom betrifft die gesamte Augenhöhle und kann sowohl traumatisch als auch spontan auftreten. Es kann zu Sehstörungen und Bewegungseinschränkungen des Auges führen.

Ursachen von Hämatomen im Augenbereich

Traumatische Ursachen

Die häufigste Ursache für Hämatome im Augenbereich sind Verletzungen durch äußere Gewalteinwirkung. Dazu gehören:

Sportverletzungen: Kontaktsportarten wie Boxen, Kampfsport oder Ballsportarten bergen ein erhöhtes Risiko für Augenverletzungen und nachfolgende Hämatome.

Unfälle: Stürze, Verkehrsunfälle oder Arbeitsunfälle können zu stumpfen Traumata im Gesichtsbereich führen.

Gewalteinwirkung: Schläge oder andere Formen körperlicher Gewalt können schwere Hämatome im Augenbereich verursachen.

Chirurgische Eingriffe: Nach augenärztlichen oder plastisch-chirurgischen Eingriffen können Hämatome als normale Nebenerscheinung auftreten.

Spontane Hämatome

Nicht alle Hämatome entstehen durch äußere Gewalteinwirkung. Spontane Hämatome können folgende Ursachen haben:

Medikamentöse Blutverdünnung: Die Einnahme von Antikoagulanzien wie Marcumar, Heparin oder neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) erhöht das Risiko für spontane Blutungen.

Gerinnungsstörungen: Angeborene oder erworbene Störungen der Blutgerinnung können zu häufigen und ausgeprägten Hämatomen führen.

Bluthochdruck: Unkontrollierter Bluthochdruck kann zu spontanen Gefäßrupturen führen.

Gefäßerkrankungen: Erkrankungen der Blutgefäße wie Vaskulitis oder Gefäßmissbildungen können Hämatome verursachen.

Symptome und klinisches Erscheinungsbild

Primäre Symptome

Die Symptome eines Hämatoms im Augenbereich variieren je nach Schweregrad und Lokalisation:

Schwellung: Eine der ersten und auffälligsten Erscheinungen ist die Schwellung der betroffenen Region. Bei periorbitalen Hämatomen kann die Schwellung so stark sein, dass das Auge vollständig zugeschwollen ist.

Verfärbung: Die charakteristische Farbveränderung entwickelt sich meist innerhalb der ersten Stunden nach der Verletzung. Die Intensität und Ausdehnung der Verfärbung hängt vom Ausmaß der Blutung ab.

Schmerzen: Hämatome im Augenbereich gehen oft mit mäßigen bis starken Schmerzen einher, die sowohl im Ruhezustand als auch bei Berührung auftreten können.

Berührungsempfindlichkeit: Die betroffene Region ist meist sehr berührungsempfindlich und reagiert schmerzhaft auf Druck.

Begleitsymptome

Zusätzlich zu den primären Symptomen können folgende Begleitsymptome auftreten:

Sehstörungen: Je nach Lokalisation und Schweregrad können Doppelbilder, verschwommenes Sehen oder Gesichtsfeldausfälle auftreten.

Bewegungseinschränkungen: Schwere Hämatome können die Beweglichkeit des Auges beeinträchtigen.

Kopfschmerzen: Häufig treten begleitende Kopfschmerzen auf, besonders bei ausgedehnten Hämatomen.

Übelkeit: In schweren Fällen kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen.

Diagnose und Untersuchungsmethoden

Anamnese

Eine detaillierte Anamnese ist der erste Schritt in der Diagnostik von Hämatomen im Augenbereich. Wichtige Aspekte sind:

  • Zeitpunkt und Hergang der Entstehung
  • Art der Gewalteinwirkung oder des Traumas
  • Medikamenteneinnahme, besonders Blutverdünner
  • Vorerkrankungen und familiäre Belastung
  • Begleitsymptome wie Sehstörungen oder Kopfschmerzen

Klinische Untersuchung

Die körperliche Untersuchung umfasst eine systematische Begutachtung der betroffenen Region:

Inspektion: Beurteilung von Ausdehnung, Farbintensität und Lokalisation des Hämatoms.

Palpation: Vorsichtige Tastuntersuchung zur Beurteilung von Schwellung, Konsistenz und Schmerzhaftigkeit.

Funktionsprüfung: Überprüfung der Augenbeweglichkeit und Pupillenreaktion.

Sehschärfenbestimmung: Messung der Sehschärfe zur Erkennung von Sehbeeinträchtigungen.

Bildgebende Verfahren

Bei Verdacht auf komplizierte Hämatome oder begleitende Verletzungen kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz:

Computertomographie (CT): Die CT ist das Verfahren der Wahl bei Verdacht auf Orbitafrakturen oder retrobulbäre Hämatome.

Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT bietet eine bessere Darstellung von Weichteilen und ist besonders bei der Beurteilung von Muskel- und Nervenverletzungen wertvoll.

Ultraschall: Die Sonographie kann bei der Beurteilung von Augenverletzungen und der Verlaufskontrolle hilfreich sein.

Behandlungsmöglichkeiten

Konservative Therapie

Die meisten Hämatome im Augenbereich heilen spontan ab und erfordern nur konservative Behandlungsmaßnahmen:

Kühlung: In den ersten 24-48 Stunden nach der Entstehung sollte das Hämatom regelmäßig gekühlt werden. Dies führt zu einer Vasokonstriktion und kann die Ausbreitung der Blutung begrenzen.

Hochlagerung: Das Hochlagern des Kopfes, besonders beim Schlafen, kann die Schwellung reduzieren.

Schmerztherapie: Paracetamol oder Ibuprofen können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Acetylsalicylsäure sollte vermieden werden, da sie die Blutgerinnung hemmt.

Lokale Anwendungen: Arnika-Präparate oder Heparinsalben können den Heilungsprozess unterstützen.

Spezielle Therapiemaßnahmen

Medikamentöse Therapie: Bei ausgeprägten Hämatomen können Enzyme wie Bromelain oder Trypsin die Resorption beschleunigen.

Physiotherapie: Vorsichtige Massagen und physikalische Therapie können bei der Rehabilitation helfen.

Kompressionstherapie: In besonderen Fällen kann eine sanfte Kompression die Heilung fördern.

Operative Eingriffe

Operative Maßnahmen sind nur in Ausnahmefällen erforderlich:

Entlastung: Bei retrobulbären Hämatomen mit erhöhtem Augendruck kann eine chirurgische Entlastung notwendig sein.

Rekonstruktion: Bei begleitenden Knochenbrüchen oder schweren Weichteilverletzungen können rekonstruktive Eingriffe erforderlich werden.

Komplikationen und Risiken

Frühe Komplikationen

Kompartmentsyndrom: Bei schweren retrobulbären Hämatomen kann ein Kompartmentsyndrom entstehen, das zu irreversiblen Sehschäden führen kann.

Sekundäre Blutungen: Erneute Blutungen können das Hämatom vergrößern und die Heilung verzögern.

Infektionen: Obwohl selten, können sekundäre Infektionen auftreten, besonders bei offenen Verletzungen.

Späte Komplikationen

Narbenbildung: Ausgedehnte Hämatome können zu kosmetisch störenden Narben führen.

Pigmentveränderungen: Dauerhafte Verfärbungen der Haut können zurückbleiben.

Funktionsbeeinträchtigungen: In seltenen Fällen können bleibende Bewegungseinschränkungen oder Sehstörungen auftreten.

Prävention und Vorbeugung

Schutzmaßnahmen

Sportschutz: Bei Risikosportarten sollten geeignete Schutzausrüstungen wie Schutzbrillen oder Helme getragen werden.

Arbeitsschutz: Am Arbeitsplatz sind entsprechende Schutzmaßnahmen zu beachten.

Verkehrssicherheit: Das Tragen von Sicherheitsgurten und die Beachtung von Verkehrsregeln können Unfälle verhindern.

Medizinische Vorsorge

Gerinnungskontrolle: Patienten unter Antikoagulation sollten regelmäßige Kontrollen durchführen lassen.

Blutdruckeinstellung: Eine gute Blutdruckeinstellung kann spontane Blutungen verhindern.

Wann sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen?

Ein Augenarzt sollte in folgenden Situationen konsultiert werden:

  • Bei Sehstörungen jeder Art
  • Bei starken Schmerzen oder zunehmender Schwellung
  • Bei Doppelbildern oder Bewegungseinschränkungen des Auges
  • Bei Verdacht auf Augenverletzungen
  • Bei Patienten unter Blutverdünnung
  • Bei spontan auftretenden Hämatomen ohne erkennbare Ursache

Notfallsituationen

Ein augenärztlicher Notfall liegt vor bei:

  • Plötzlicher Sehverlust
  • Starken Augenschmerzen
  • Proptosis (Hervortreten des Augapfels)
  • Pupillenstörungen
  • Verdacht auf retrobulbäres Hämatom

Prognose und Heilungsverlauf

Typischer Heilungsverlauf

Die Heilung eines Hämatoms im Augenbereich erfolgt in mehreren Phasen:

Akutphase (0-3 Tage): Ausbildung der Schwellung und Verfärbung, stärkste Schmerzen.

Resorptionsphase (3-14 Tage): Beginnende Rückbildung der Schwellung, Farbwechsel des Hämatoms.

Heilungsphase (2-6 Wochen): Vollständige Rückbildung der Verfärbung und Wiederherstellung der normalen Funktion.

Faktoren für die Prognose

Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Schweregrad und Lokalisation des Hämatoms
  • Alter und Allgemeinzustand des Patienten
  • Begleitverletzungen
  • Rechtzeitige und angemessene Behandlung

Fazit

Hämatome im Augenbereich sind häufige Verletzungen, die meist konservativ behandelt werden können. Eine frühzeitige Diagnostik und angemessene Therapie sind entscheidend für eine gute Prognose. Bei Komplikationen oder anhaltenden Beschwerden sollte unbedingt ein Augenarzt konsultiert werden. Die Prävention durch geeignete Schutzmaßnahmen kann viele Hämatome verhindern und trägt zur Augengesundheit bei.

Für eine individuelle Beratung und Behandlung stehen wir Ihnen in unserer Augenarztpraxis gerne zur Verfügung. Zögern Sie nicht, bei Fragen oder Beschwerden einen Termin zu vereinbaren.

 

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