Was ist ein Hordeolum?
Ein Hordeolum, im Volksmund als Gerstenkorn bezeichnet, ist eine akute bakterielle Entzündung der Drüsen am Augenlid, die sich durch eine schmerzhafte, eitrige Schwellung bemerkbar macht. Der medizinische Fachbegriff leitet sich vom lateinischen Wort „hordeum“ ab, was Gerste bedeutet. Diese Bezeichnung geht auf das typische Erscheinungsbild zurück, bei dem die eitergefüllte Schwellung an ein Gerstenkorn erinnert. Die historische Verwendung dieses Begriffs reicht bis ins Jahr 1540 zurück, als Erasmus Alberus in Frankfurt am Main erstmals diese charakteristische Augenliderkrankung so benannte.
Das Gerstenkorn zählt nach der Bindehautentzündung zur zweithäufigsten Augenerkrankung und kann grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten. Sowohl Männer als auch Frauen sind gleichermaßen betroffen. Obwohl ein Hordeolum in den meisten Fällen harmlos ist und spontan abheilt, empfinden Betroffene die Erkrankung aufgrund der exponierten Lage am Auge und der oft starken Schmerzen als äußerst unangenehm und störend.
Ursachen und Entstehung
Die Hauptursache für ein Hordeolum ist eine bakterielle Infektion der Lidranddrüsen. In etwa 90 bis 95 Prozent aller Fälle sind Staphylokokken, insbesondere Staphylococcus aureus, die verantwortlichen Erreger. Seltener können auch Streptokokken oder Propionibacterium acnes die Erkrankung auslösen. Diese Bakterien gelangen typischerweise durch direkten Kontakt ins Auge, beispielsweise wenn man sich mit ungewaschenen Händen die Augen reibt.
Die Infektion entsteht, wenn Bakterien in verstopfte Talg- oder Schweißdrüsen am Lidrand eindringen und dort eine akute Entzündungsreaktion hervorrufen. Das Immunsystem reagiert auf die bakterielle Besiedlung mit einer lokalen Abwehrreaktion, die zur charakteristischen Eiteransammlung führt. Die betroffenen Drüsen können ihre normale Funktion nicht mehr erfüllen, wodurch sich das Sekret staut und eine schmerzhafte Schwellung entsteht.
Verschiedene Faktoren können das Risiko für die Entwicklung eines Gerstenkorns erhöhen. Eine chronische Entzündung der Lidränder, medizinisch als Blepharitis bezeichnet, schafft ein begünsigendes Milieu für bakterielle Infektionen. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind besonders anfällig, da ihre körpereigene Abwehr die Erreger nicht effektiv bekämpfen kann. Auch Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Rosazea oder ein seborrhoisches Ekzem erhöhen die Wahrscheinlichkeit für wiederkehrende Gerstenkörner.
Mangelnde Hygiene spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung. Das Tragen von Kontaktlinsen ohne vorheriges gründliches Händewaschen, die Verwendung von altem oder kontaminiertem Make-up sowie häufiges Augenreiben können Bakterien direkt an das Augenlid transportieren. Äußere Reizfaktoren wie Zigarettenrauch, Zugluft oder chlorhaltiges Wasser können die Augen zusätzlich irritieren und die Entstehung eines Hordeolums begünstigen.
Formen des Hordeolums
Mediziner unterscheiden zwei Hauptformen des Gerstenkorns, die sich in ihrer Lokalisation und den betroffenen Drüsen unterscheiden. Diese Differenzierung ist wichtig für die Diagnose und die Einschätzung des weiteren Verlaufs.
Das Hordeolum externum, also das äußere Gerstenkorn, ist die häufigere Form und betrifft die Drüsen an der äußeren Lidkante. Hierbei sind entweder die Zeis-Drüsen, bei denen es sich um Talgdrüsen handelt, oder die Moll-Drüsen, die zu den apokrinen Schweißdrüsen gehören, entzündet. Diese Form des Gerstenkorns ist meist gut sichtbar, da sich die Schwellung direkt am Lidrand im Bereich der Wimpern entwickelt. Die charakteristische gelbliche Eiterkuppe bildet sich häufig innerhalb von ein bis zwei Tagen aus und ist deutlich als körnige Struktur erkennbar.
Das Hordeolum internum, das innere Gerstenkorn, ist seltener und entsteht tiefer im Augenlid. Hier sind die Meibom-Drüsen betroffen, die sich in der bindegewebigen Tarsalplatte der Augenlider befinden und eine modifizierte Form von Talgdrüsen darstellen. Diese Drüsen produzieren normalerweise eine ölige Substanz, die den Tränenfilm stabilisiert. Ein inneres Gerstenkorn ist von außen oft nicht sofort sichtbar und wird häufig erst bemerkt, wenn das Augenlid nach außen geklappt wird. Durch die Schwellung kann das Ober- oder Unterlid nach außen gedreht erscheinen. Diese Form geht häufiger mit stärkeren Beschwerden einher und kann sich auf die Bindehaut und benachbarte Strukturen ausbreiten.
In seltenen Fällen können mehrere Gerstenkörner gleichzeitig an verschiedenen Stellen des Augenlids auftreten. Dieses Krankheitsbild wird als Hordeolosis bezeichnet und kann ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Immunschwäche oder eine bisher unentdeckte Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus sein.
Symptome und Krankheitsbild
Ein Hordeolum entwickelt sich typischerweise sehr plötzlich, oft über Nacht. Die ersten Anzeichen sind eine lokale Rötung und eine zunehmende Druckempfindlichkeit am Lidrand oder am gesamten Augenlid. Viele Betroffene beschreiben ein zunächst diffuses Spannungsgefühl, das sich schnell zu einem stechenden Schmerz entwickelt. Das Augenlid schwillt zunehmend an und die Haut über der betroffenen Stelle rötet sich deutlich.
Im weiteren Verlauf bildet sich eine umschriebene, schmerzhafte Schwellung, die mit Eiter gefüllt ist. Diese Eiteransammlung erscheint als gelblich-weißliche Kuppe und erinnert in ihrer Form tatsächlich an ein Getreidekorn. Die Schwellung kann so ausgeprägt sein, dass das gesamte Augenlid betroffen ist und sich in manchen Fällen das Auge nicht mehr vollständig öffnen lässt. Die umliegende Haut ist oft überwärmt und gespannt.
Begleitend treten häufig weitere Symptome auf, die die Erkrankung besonders unangenehm machen. Ein ausgeprägtes Fremdkörpergefühl im Auge ist charakteristisch, als ob ständig ein Sandkorn oder eine Wimper im Auge wäre. Die Lichtempfindlichkeit ist oft erhöht, sodass helles Licht als schmerzhaft empfunden wird. Viele Patienten berichten über vermehrten Tränenfluss, da das Auge versucht, den vermeintlichen Fremdkörper auszuspülen. In einigen Fällen kommt es zu einer begleitenden Bindehautrötung oder sogar zu einer leichten Bindehautentzündung.
Bei einem inneren Gerstenkorn können die Symptome besonders ausgeprägt sein. Die Schmerzen und die Schwellung treten hauptsächlich unterhalb des Augenlids auf und sind von außen möglicherweise nicht sofort erkennbar. In schweren Fällen können Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost oder geschwollene Lymphknoten vor dem Ohr hinzukommen. Diese Symptome deuten auf eine stärkere Entzündungsreaktion hin und sollten zeitnah ärztlich abgeklärt werden.
Der natürliche Verlauf sieht vor, dass sich nach etwa zwei bis vier Tagen die Eiterkuppe spontan öffnet oder nach leichtem Druck entleert. Nach dem Abfluss des Eiters lassen die Schmerzen in der Regel schlagartig nach und die Schwellung bildet sich innerhalb weniger Tage zurück. Die vollständige Heilung erfolgt meist innerhalb von ein bis zwei Wochen ohne bleibende Schäden.
Diagnose
Die Diagnose eines Hordeolums erfolgt in den meisten Fällen als sogenannte Blickdiagnose. Der charakteristische Befund einer schmerzhaften, geröteten Schwellung mit eitriger Kuppe am Lidrand ist für erfahrene Augenärzte eindeutig erkennbar. Eine ausführliche Anamnese, bei der nach dem zeitlichen Verlauf, begleitenden Beschwerden und möglichen Risikofaktoren gefragt wird, ergänzt die klinische Untersuchung.
Bei einem äußeren Gerstenkorn ist die Diagnosestellung meist unkompliziert, da die Veränderung gut sichtbar ist. Schwieriger kann es bei einem inneren Gerstenkorn sein, das sich an der Innenseite des Augenlids befindet. In diesen Fällen wird das Augenlid vorsichtig nach außen umgestülpt, ein Vorgang der als Ektropionieren bezeichnet wird. Dadurch wird die Innenseite des Lids sichtbar und das Hordeolum internum kann identifiziert werden. Hier zeigt sich typischerweise eine Vorwölbung oder ein gelblicher Bereich über der entzündeten Drüse.
Die Differentialdiagnose ist wichtig, um andere Erkrankungen auszuschließen. Ein Hordeolum muss insbesondere vom Chalazion, dem sogenannten Hagelkorn, unterschieden werden. Das Chalazion entsteht durch eine chronische, nicht-infektiöse Verstopfung der Meibom-Drüsen und ist im Gegensatz zum Gerstenkorn meist schmerzlos. Es entwickelt sich langsamer und bleibt als derber, verschieblicher Knoten bestehen, während ein Hordeolum akut schmerzhaft ist und sich nach Eiterentleerung zurückbildet.
Weitere Erkrankungen, die in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden müssen, sind eine Dakryozystitis, also eine Entzündung des Tränensacks, oder eine Canaliculitis, eine Entzündung der Tränenkanälchen. Diese Erkrankungen lassen sich durch die Lokalisation der maximalen Schmerzhaftigkeit und Schwellung unterscheiden. Bei einem Gerstenkorn liegt die stärkste Induration und Empfindlichkeit am Lid selbst, während bei einer Dakryozystitis die Stelle unter dem inneren Lidwinkel nahe der Nase am stärksten betroffen ist.
In den ersten ein bis zwei Tagen kann es schwierig sein, ein sich entwickelndes Chalazion von einem Hordeolum zu unterscheiden, da beide zunächst mit Lidrötung, Schwellung und Schmerzen einhergehen. Im weiteren Verlauf wird die Unterscheidung jedoch deutlicher. Laboruntersuchungen oder bildgebende Verfahren sind bei einem unkomplizierten Hordeolum in der Regel nicht erforderlich. Nur bei atypischen Verläufen, rezidivierenden Gerstenkörnern oder dem Verdacht auf eine systemische Grunderkrankung können weiterführende Untersuchungen wie Blutzuckermessungen oder immunologische Tests sinnvoll sein.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung eines Hordeolums richtet sich nach der Form, dem Schweregrad und dem individuellen Verlauf. In den meisten Fällen heilt ein Gerstenkorn spontan innerhalb von ein bis zwei Wochen ab, sodass keine spezifische medikamentöse Therapie erforderlich ist. Die wichtigste Maßnahme ist die strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern und eine Übertragung auf das andere Auge zu vermeiden.
Die Anwendung von trockener Wärme hat sich als besonders hilfreich erwiesen, um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Eine Rotlichtlampe kann zwei- bis dreimal täglich für jeweils zehn bis fünfzehn Minuten bei geschlossenen Augen angewendet werden. Die Wärme fördert die Durchblutung, unterstützt die Reifung des Abszesses und erleichtert die spontane Entleerung des Eiters. Alternativ können auch warme, trockene Kompressen verwendet werden. Wichtig ist dabei, dass die Wärme trocken ist, da feuchte Umschläge die Bakterien verschleppen und die Infektion verschlimmern könnten.
Eine sorgfältige Lidrandhygiene trägt zur Heilung bei und kann weiteren Infektionen vorbeugen. Die Lidränder können vorsichtig mit einer milden, pH-neutralen Seife oder einem Babyshampoo gereinigt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass keine Seife ins Auge gelangt. Spezielle Lidrandpflegeprodukte aus der Apotheke sind ebenfalls geeignet.
In bestimmten Fällen kann eine medikamentöse Behandlung notwendig sein. Antibiotische Augensalben oder Augentropfen werden eingesetzt, um die Bakterienkonzentration zu reduzieren und eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern. Häufig verschriebene Wirkstoffe sind Erythromycin, Bacitracin oder Gentamicin. Diese topischen Antibiotika können zwar nicht bis zur eigentlichen Infektionsquelle vordringen, halten aber die Bakterien an der Oberfläche in Schach und verhindern eine Verschlimmerung. Besonders bei einem inneren Gerstenkorn, bei begleitender chronischer Blepharitis oder bei hoher Bakterienkonzentration auf der Haut sind antibiotische Salben sinnvoll.
Bei schweren Verläufen mit Ausbreitung der Infektion auf umliegendes Gewebe oder bei systemischen Symptomen wie Fieber können systemische Antibiotika in Tablettenform notwendig werden. Hier kommen beispielsweise Doxycyclin oder Erythromycin zum Einsatz. Desinfizierende Salben mit Wirkstoffen wie Bibrocathol können ebenfalls unterstützend angewendet werden.
In seltenen Fällen, wenn das Gerstenkorn trotz konservativer Therapie nicht spontan aufbricht oder wenn ein sehr starker Spannungsschmerz besteht, kann eine chirurgische Intervention notwendig sein. Unter sterilen Bedingungen wird das Gerstenkorn mit einer feinen Nadel oder Skalpellklinge vorsichtig eröffnet, sodass der Eiter abfließen kann. Dieser kleine Eingriff erfolgt meist ohne lokale Betäubung, da der kurze Stich kaum schmerzhaft ist. Nach der Entleerung des Eiters tritt in der Regel eine sofortige Schmerzlinderung ein und die Heilung verläuft unkompliziert.
Bei einem inneren Gerstenkorn ist häufiger eine chirurgische Intervention erforderlich, da die spontane Entleerung seltener erfolgt. Hier kann eine Inzision mit anschließender Drainage notwendig sein, manchmal verbunden mit einer Kürettage, also einem Ausschaben des entzündeten Gewebes. Bei begleitender präseptaler Cellulitis, einer Ausbreitung der Entzündung auf das umliegende Gewebe, sind systemische Antibiotika unbedingt erforderlich.
Kontaktlinsenträger sollten während der gesamten Erkrankungsdauer auf das Tragen von Kontaktlinsen verzichten, da diese die Heilung verzögern und eine weitere Ausbreitung der Infektion begünstigen können. Auch auf das Auftragen von Augen-Make-up sollte verzichtet werden, um eine zusätzliche Reizung und Kontamination zu vermeiden.
Was Patienten selbst tun können
Für Betroffene ist es besonders wichtig zu wissen, dass sie auf keinen Fall versuchen sollten, das Gerstenkorn selbst auszudrücken oder mit spitzen Gegenständen zu öffnen. Ein solches Vorgehen kann die Bakterien in tiefere Gewebeschichten drücken und zu einer Ausbreitung der Infektion führen. Im schlimmsten Fall kann dies zu schwerwiegenden Komplikationen wie einem Lidabszess oder einer Orbitalphlegmone führen, bei der sich die Entzündung auf die gesamte Augenhöhle ausbreitet.
Die konsequente Beachtung von Hygienemaßnahmen ist entscheidend, um eine Verschleppung der Bakterien zu verhindern. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Seife, insbesondere vor jedem Kontakt mit dem Auge, ist unerlässlich. Handtücher sollten während der Erkrankung ausschließlich allein genutzt und täglich gewechselt werden. Das Reiben oder Berühren der Augen sollte weitestgehend vermieden werden.
Die Anwendung von Hausmitteln sollte mit Vorsicht erfolgen. Während trockene Wärme durch Rotlicht empfohlen wird, sollten feuchte Umschläge, Kamillentees oder ätherische Öle vermieden werden. Diese können die Bindehaut zusätzlich reizen und allergische Reaktionen auslösen. Kamille kann bei manchen Menschen zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen und ist daher nicht für die Augenbehandlung geeignet.
Während der akuten Phase sollten Betroffene auf anstrengende körperliche Aktivitäten, Saunabesuche und Schwimmen verzichten, da dies die Entzündung verstärken und die Heilung verzögern kann. Ausreichender Schlaf und eine gesunde Ernährung unterstützen das Immunsystem bei der Bekämpfung der Infektion.
Bei Kindern ist besondere Aufmerksamkeit geboten, da sie häufig dazu neigen, sich die Augen zu reiben. Eltern sollten darauf achten, dass die Kinder ihre Hände regelmäßig waschen und das betroffene Auge möglichst nicht berühren. Da Gerstenkörner ansteckend sind, sollten Kinder in der akuten Phase nicht in den Kindergarten oder die Schule gehen, um andere Kinder nicht zu gefährden. Nach Beginn einer antibiotischen Therapie sind sie in der Regel nach zwei Tagen nicht mehr ansteckend.
Komplikationen und wann zum Arzt
Obwohl ein Hordeolum in den meisten Fällen harmlos verläuft, können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten. Eine der häufigeren Komplikationen ist die Entwicklung eines Chalazions aus einem nicht vollständig abgeheilten Gerstenkorn. Dabei kapselt der Körper das entzündete Gewebe ab, wodurch ein derber, schmerzloser Knoten entsteht, der nicht spontan aufbricht. Ein Chalazion kann über Wochen bis Monate bestehen bleiben und erfordert unter Umständen eine chirurgische Entfernung oder eine Corticosteroid-Injektion.
Bei unzureichender Behandlung oder bei immungeschwächten Patienten kann sich die Infektion ausbreiten und zu einem Lidabszess führen. Dabei sammelt sich Eiter in größerem Umfang im Gewebe des Augenlids an, was zu einer massiven Schwellung und starken Schmerzen führt. Eine noch schwerwiegendere Komplikation ist die Orbitalphlegmone, bei der sich die Entzündung auf die gesamte Augenhöhle ausdehnt. Diese Erkrankung geht mit erheblichen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Sehstörungen einher und stellt einen medizinischen Notfall dar, der eine sofortige stationäre Behandlung mit intravenösen Antibiotika erfordert.
In äußerst seltenen Fällen können bakterielle Thrombosen in den Gefäßen rund um das Auge entstehen, die zu schwerwiegenden Durchblutungsstörungen führen können. Auch eine Ausbreitung der Infektion auf die Bindehaut mit Entwicklung einer eitrigen Konjunktivitis ist möglich.
Ein Arztbesuch ist dringend erforderlich, wenn sich die Symptome trotz konservativer Maßnahmen nach zwei bis drei Tagen nicht bessern oder sogar verschlimmern. Wenn die Schwellung zunimmt, das Auge sich nicht mehr öffnen lässt oder Sehstörungen auftreten, sollte umgehend ein Augenarzt aufgesucht werden. Auch bei Fieber, Schüttelfrost oder geschwollenen Lymphknoten ist eine ärztliche Abklärung notwendig.
Patienten, bei denen wiederholt Gerstenkörner auftreten oder mehrere Gerstenkörner gleichzeitig an verschiedenen Stellen entstehen, sollten sich ebenfalls ärztlich untersuchen lassen. Rezidivierende Hordeola können ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Erkrankung wie Diabetes mellitus, eine Immunschwäche oder eine chronische Blepharitis sein. In diesen Fällen ist die Behandlung der Grunderkrankung entscheidend, um weitere Gerstenkörner zu verhindern.
Bei inneren Gerstenkörnern ist generell häufiger eine augenärztliche Kontrolle angeraten, da diese Form eher zu Komplikationen neigt und häufiger eine chirurgische Intervention erfordert. Auch wenn sich nach Abheilung eines Gerstenkorns ein verhärteter, schmerzloser Knoten im Augenlid tastet, sollte ein Augenarzt aufgesucht werden, um die weitere Behandlung zu planen.
Prävention und Vorbeugung
Die Vorbeugung eines Hordeolums basiert in erster Linie auf konsequenten Hygienemaßnahmen. Eine gründliche Handhygiene ist das wichtigste Mittel, um die Übertragung von Bakterien auf die Augen zu verhindern. Die Hände sollten regelmäßig und besonders vor jedem Kontakt mit dem Gesicht oder den Augen mit Seife gewaschen werden. Das bewusste Vermeiden des Augenreibens, insbesondere mit ungewaschenen Händen, reduziert das Infektionsrisiko erheblich.
Kontaktlinsenträger sollten besonders sorgfältig auf Hygiene achten. Die Linsen sollten nur mit gewaschenen und trockenen Händen eingesetzt und herausgenommen werden. Die Aufbewahrungsbehälter müssen regelmäßig gereinigt und ausgetauscht werden, und die vorgeschriebenen Tragezeiten sollten eingehalten werden. Tageslinsen sollten niemals länger als einen Tag getragen werden.
Bei der Verwendung von Augen-Make-up ist auf Qualität und Haltbarkeit zu achten. Kosmetikprodukte sollten nach dem Öffnen nicht länger als empfohlen verwendet werden, da sich mit der Zeit Bakterien darin vermehren können. Make-up-Utensilien wie Pinsel und Applikatoren sollten regelmäßig gereinigt werden. Das Teilen von Kosmetika mit anderen Personen sollte vermieden werden.
Eine regelmäßige Lidrandhygiene kann bei Menschen mit erhöhtem Risiko sinnvoll sein. Die Lidränder können täglich vorsichtig mit speziellen Reinigungstüchern oder einem milden Reinigungsmittel gesäubert werden. Dies ist besonders wichtig für Patienten mit chronischer Blepharitis oder Rosazea.
Die Behandlung von Grunderkrankungen spielt eine wichtige Rolle in der Prävention rezidivierender Gerstenkörner. Eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus, die Behandlung einer Rosazea oder die Therapie eines seborrhoischen Ekzems können das Risiko für wiederholte Hordeola deutlich senken. Auch die Stärkung des Immunsystems durch eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung trägt zur Vorbeugung bei.
Die Vermeidung äußerer Reizfaktoren ist ebenfalls hilfreich. Der Kontakt mit Zigarettenrauch sollte gemieden werden, und bei Wind oder Zugluft kann das Tragen einer Schutzbrille sinnvoll sein. Nach dem Schwimmen in chlorhaltigem Wasser sollten die Augen gründlich mit klarem Wasser ausgespült werden.
Prognose und Verlauf
Die Prognose bei einem unkomplizierten Hordeolum ist ausgesprochen gut. In den allermeisten Fällen heilt ein Gerstenkorn innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig und ohne Folgen ab. Nach spontaner oder therapeutischer Entleerung des Eiters lassen die Symptome rasch nach, und die Schwellung bildet sich innerhalb weniger Tage zurück. In der Regel bleiben keine Narben oder sichtbaren Veränderungen am Augenlid zurück.
Bei einem äußeren Gerstenkorn erfolgt die spontane Heilung in den meisten Fällen problemlos. Die Eiterkuppe öffnet sich nach wenigen Tagen von selbst, der Eiter fließt ab, und die Entzündung klingt rasch ab. Alternativ kann die Schwellung auch ohne Durchbruch durch Resorption des Abszesses zurückgehen. Beide Varianten führen zu einer komplikationslosen Ausheilung.
Ein inneres Gerstenkorn hat eine etwas weniger günstige Prognose, da die spontane Entleerung seltener erfolgt und die Gefahr einer Ausbreitung auf benachbarte Strukturen größer ist. Dennoch heilt auch diese Form in der Regel mit entsprechender Behandlung folgenlos aus. In einigen Fällen kann sich das Hordeolum internum durch die Bindehaut entleeren, was zu einer narbigen Abheilung führen kann.
Bei Patienten mit Grunderkrankungen oder geschwächtem Immunsystem kann der Heilungsverlauf langwieriger sein. Rezidivierende Hordeola sind in diesen Fällen nicht ungewöhnlich und erfordern eine konsequente Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung sowie eine sorgfältige Prophylaxe.
Die rechtzeitige und angemessene Behandlung ist entscheidend für einen günstigen Verlauf. Bei korrekter Therapie und Einhaltung der Hygienemaßnahmen sind Komplikationen sehr selten. Sollte aus einem Gerstenkorn ein Chalazion entstehen, kann auch dieses in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden, erfordert aber gegebenenfalls einen kleinen chirurgischen Eingriff.
Zusammenfassung
Ein Hordeolum ist eine häufige, akute bakterielle Entzündung der Augenliddrüsen, die zwar unangenehm, aber in aller Regel harmlos ist. Die charakteristische schmerzhafte Schwellung mit eitriger Kuppe heilt meist spontan innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Entscheidend für einen komplikationslosen Verlauf sind konsequente Hygienemaßnahmen und der Verzicht auf Manipulationen am Gerstenkorn. Unterstützend wirken trockene Wärme und bei Bedarf antibiotische Augensalben.
Während die meisten Gerstenkörner ohne ärztliche Behandlung ausheilen, sollte bei ausbleibender Besserung, zunehmenden Beschwerden, wiederkehrenden Gerstenkörnern oder systemischen Symptomen ein Augenarzt konsultiert werden. Die Behandlung von Grunderkrankungen und die Einhaltung präventiver Maßnahmen können das Risiko für rezidivierende Hordeola deutlich reduzieren. Mit der richtigen Behandlung und Vorbeugung lässt sich diese häufige Augenerkrankung gut beherrschen, sodass Betroffene schnell wieder beschwerdefrei sind.